Medikamente sind in umfänglichem Maße in Russland freiverkäuflich zu erhalten. Das gilt auch für Medikamente, die erhebliche Nebenwirkungen haben können, z.B. Antibiotika oder Medikamente, die die Herzfunktion beeinflussen. Der Umgang wirkt für hier ausgebildete Mdiziner viel zu locker
Das Vertrauen in diese Medizin ist hoch, so dass auch gerne mal Medikamente“importiert“ werden.
Dazu gehören auch in Russland gängige Medikamente für Schwangere. Vitamin D und Calcium werden genommen. Und siehe da seit 1-2- Jahren (2019) wird das auch hier immer gebräuchlicher)
Paverin ® , ein Spasmolytikum aus einem Opiumabkömmling, wird routinemäßig gegeben, dieses soll Krämpfe und damit Frühgeburten verhindern . In Deutschland wird es bei erektiler Dysfunktion verschrieben.
Progesteron wird in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft zur Vermeidung einer Fehlgeburt prophylaktisch gegeben. Hierzulande wird es nur nach mehreren Fehlgeburten eingesetzt.
Eine Körpertemperatur über 37 wird als Fieber definiert und gilt für viele Frauen als behandlungsbedürftig.
Auch Pflegemittel bringen die Großmütter gerne aus Russland mit:
Darunter befindet sich Tripeldy ein Desinfektionsmittel für den Bauchnabel. Es enthält 1% Jod und belastet dadurch die Schilddrüse, deshalb wurde es in den 80-er Jahren in Deutschland weitgehend abgeschafft. Bei manchem Kinderarzt steht es noch im Schrank.
Kaliumpermanganat ist ein anderes Mitbringsel, das in das Badewasser des Babys gegeben wird. Es dient der Desinfektion der Haut. Diese Funktion erfüllt es auch, aber es greift die Haut an und ist nur bei hartnäckigen Dermatiden zu empfehlen.
Da in der Vorstellung vieler Russen das Badewasser unbedingt desinfiziert werden muss, kann ein anderes russisches Rezept verwendet werden: Man gibt dem Badewasser einen Extrakt aus Wasserdost (Eupatorium cannabinum) zu. Dieser hat keine Nebenwirkungen und reduziert die Keimzahl im Wasser.
Nach meinem Beobachten ist ein psychosomatischer Ansatz unüblich.
Das kann dazu führen, dass die Patientinnen sich eine klare Ansage wünschen, was zu tun ist. Die Heilpraktikerin ist ja die Fachfrau, eine Diskussion von Therapieoptionen kann so interpretiert werden, dass das Fachpersonal nicht kompetent ist.