Viele Familien mit denen ich zusammenarbeite haben schon in anderen Ländern gelebt und bringen eine Vielzahl an Traditionen und Kenntnissen mit.
von Bayern bis Südafrika.
Die Traditionen, die Religionen, die Lebenslage als Migrant in Deutschland wirkt sich auf den Umgang mit dem Körper (gesund und krank) und auf die Vorstellung des Rechten Umgangs mit Kindern, der Einstellung zum Älter werden u.s.w. natürlich aus.
Um eine sensible Beratung und medizinische Behandlung durchführen zu können, braucht jede/r medizinisch Tätige kulturspezifische Informationen. Wie sie in der Medizinethnologie gesammelt und erforscht werden. Auf dieser homepage soll nun eine Sammlung an Erzähltem und Erlebtem mit dem Schwerpunkt Frauenheilkunde, Geburtshilfe und dem Umgang mit dem Baby dazu veröffentlicht werden. Dabei schildere ich typische Verhaltensweisen, Bräuche, religiöse Riten und ähnliches, von denen es sinnvoll ist, sie zu kennen. Das soll es uns, den medizinisch Tätigen, leichter machen, dass ein oder andere Fettnäpfchen zu vermeiden oder auf Missverständnissen begründete Fehler zu erkennen.
Gewiss ist diese Sammlung unvollständig und auch mal fehlerhaft. Sie wird peu a peu erweitert und natürlich ggf. korrigiert.
Ich freue mich über Kritik und Ergänzungen!
- BeikostIn Deutschland ist es seit den 80er Jahren üblich, den Kindern erst nach 4 Monaten Brei zu geben. Die Festlegung auf diesen Zeitpunkt ist ein meines Wissens nach nicht wissenschaftlich begründet worden. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung, die Richtlinien zur Ernährung erarbeitet, konnte mir auch keine wissenschaftliche Begründung für diesen Zeitraum nennen. Die Argumentation, dass … Weiterlesen
- Hautpflege bei BabysAus Kerla (Indien) berichtete mir eine Frau , dass man auf die Haut der Babys Kurkuma Puder gibt, das soll die Neugeborenen Akne verhindern. Klingt logisch – weiß jemand etwas darüber?
- MilchbildungZur Förderung der Milchbildung gibt es auch vielfältige Funde Typisch Deutsch : Fencheltee, Kümmel Anis Nordafrika (arabisch), Kreuzkümmeltee, Datteln, Walnüsse Russisch, Kasachisch: Dillsamen, Bockshornkleekapseln Iranisch: Karottensaft Ruanda: 2 Löffel braune Hirse, 2 Löffel Hafer , 2 Löffel Weizen geschrottet in Milch aufkochen. Haben sie Tipps , was es in Ihrem Herkunftsland empfohlen wird.
- WeihrauchWeihrauch In Ostafrika (Äthiopien, Eritrea, Sudan …) wird in der heimischen Wohnung Weihrauch (Harz des Boswellia sacra) verbrannt. Bereits vorchristlich existierte die Vorstellung, das der Rauch des Harzes der Boswellia, die Götter beruhige und gnädig stimme. Diese Gedankengut wurde im Christentum übernommen. In der katholischen Lehre gehört der Weihrauch zu den Sakramentalien. Das heißt auch … Weiterlesen
- Öle zur BabypflegeArganöl Arganöl (argania spinosa) wird z.B. von Berbern im Norden Marokkos für die Massage genutzt.Die Verwendung beruht auf der Verfügbarkeit und der Erfahrung, dass das Öl die Haut gut pflegt. Selbst bei Neurodermitis regeneriert die Haut durch Arganöl.1Dennoch ist die Verwendung nicht völlig unproblematisch, denn es wurde vereinzelt von Fälle allergischen Reaktionen berichtet. Allerdings waren … Weiterlesen
- Potentiell ungesunde TraditionenAluminium ist gesundheitsschädlich, teilsweise immer noch in deos vorhanden. Aber auch in Geschirr, Backblechen oder Grillfolien ist alluminium enthalten. In mini dosen bestimmt kein Drama, keine Sorge. Als Dauerverwendung kritisch. In Indien und Pakistan werden Aluminium haltige Kochgeschirre verwendet in Verbindung mit flourhaltigem Wasser und/oder sauern Lebensmitteln, wie Tomaten, kann sich das Amulinium aus dem … Weiterlesen
- Andere Länder, andere Leiden„Andere Länder, andere Leiden“, ist der Titel eine Buches von Lynn Payer, indem sie eindrucksvoll darstellt, dass medizinische Diagnosen und Therapien umfänglich kulturell geprägt sind. Auch in der Einstellung zu den Wechseljahren und den erlebten Symptomen spielt die Kultur eine große Rolle. Wie anderen Orts schon erwähnt, kennt die japanische Sprache nicht einmal ein Wort für … Weiterlesen
- HitzwallungHitzewallungen sind eine klassische Erscheinung der Wechseljahre. Wieso machen Frauen (circa 60%) diese Beschwerde bild haben und andere nicht, weiß man nicht so genau. Für viele Kulturen, Völker ist die Hitzewallung kein typisches Phänomen der Wechseljahre, die japanische Sprache kennt nicht einmal ein Wort dafür. Als Hilfsmittel werden Tees und Produkte angeboten, die die Schweißdrüsen beeinflussen … Weiterlesen
- AromatherapieIn der Aromatherapie werden ätherische Öle zur Unterstützung der Heilung verwandt. Bei Erkältungskrankheiten ist die Verwendung allgemein bekannt und üblich (Eukalyptus, Thymian …) Aber auch bei Hautprobleme bietet diese Therapieform gute Möglichkeiten (Nachtkerzenöl bei Neurodermitis, Arnikaöl bei blauen Flecken, am besten mit Immortelle gemischt ….) Weniger bekannt, aber genauso effizient ist die Anwendung für die Schleimhaut … Weiterlesen
- Infektionen durch LebensmittelTürkei Selbst gemachter Käse gilt als Delikatesse. Gerne wird er in der Küche zubereitet und über mehrere Monate dort gelagert. Der hohe Salzgehalt konserviert ihn. Das schmeckt :-). In der Schwangerschaft ist es leider nicht unbedenklich. Eine Besiedelung mit Listeria ist damit nicht ausgeschlossen und so besteht die Gefahr einer Listeriose.
- Magisch religiösesRumänien: Zum Schutz vor zudringlichen Blicken und Krankheiten wird dem Kind ein rotes Band mit einer Stoffblüte um das rechte Handgelenk gebunden. Erst nach einem Segen des Priesters darf das Band ab. Schutz vor dem bösen Blick Griechenland: Ein Amulett, einem Auge gleich, wird an der Brust des Babys befestigt. Orient: Ein ähnliches Amulett … Weiterlesen
- ÄthiopienDie Ernährungsregel für schwangere Frauen sind die Strengsten, die ich erzählt bekam. Chinesische Wochenbett Ernährung der Mutter kommt da ran oder deutsche streng vegane Ernähung „Die Ormofrauen dürfen in der Schwangerschaft nichts Weißes essen, denn weiße Nahrungsmittel können das Kind weiß machen (Käseschmiere) oder einen weißen Ausfluss aus der Scheide bewirken. Auch aus diesem Grunde ist Geschlechtsverkehr … Weiterlesen
- Verhütung und KopftuchAussiedlerinnen aus Russland pflegten häufiger eine strenge christlich fundamentale Auffassungen: Das kann medizinsich bedenkliche Formen annehmen. Zum Beispiel verbot ein Pastor einer Frau Empfängnisverhütungsmittel zu nehmen. Die Frau hatte 5 Kinder (zwischen einem Monat und 6 Jahren alt ) und war erschöpft. Der Pastor argumentierte: Gott schenkt die Kinder, und durch sie wird die Frau … Weiterlesen
- RusslandMedikamente sind in umfänglichem Maße in Russland freiverkäuflich zu erhalten. Das gilt auch für Medikamente, die erhebliche Nebenwirkungen haben können, z.B. Antibiotika oder Medikamente, die die Herzfunktion beeinflussen. Der Umgang wirkt für hier ausgebildete Mdiziner viel zu locker Das Vertrauen in diese Medizin ist hoch, so dass auch gerne mal Medikamente“importiert“ werden. Dazu gehören auch … Weiterlesen
- NeugeborenNach der Geburt wird Allerlei gefeiert: Niederlande Es ist Brauch, denjenigen, die das Neugeborene besuchen, „beschuit met muisjes“ zu servieren. „Beschuit“ ist eine Art von Zwieback und „muisjes“ sind Anissamen im Zuckermantel. Ist ein Mädchen geboren, werden weiße und rosa Anissamen verwendet, bei der Geburt eines Jungen weiße und blaue. Im Islam gibt es Begrüßungsrituale. … Weiterlesen
- FarblehreDie Farbe Rosa für Mädchen und Hellblau für Jungen ist eine relativ neue Einteilung. Früher stand Rot für die Königswürde und Blau für weibliche Heiligkeit. (Die Könige wurden mit Purpurmantel abgebildet, Maria mit einem blauem Mantel). Durch die Einführung des modernen Militärstils mit der Erfordernis, die Kleidung unauffällig zu halten, wechselte die Farbe für Jungs … Weiterlesen
- Unhöflich; gar peinlichWas als peinlich gilt ist herkunftsbedingt: Als peinlich gilt es in Japan, wenn beim Toilettengang das Wasser lassen zu hören ist. In Japan gibt es dazu Toiletten, die ablenkende Geräusche oder Musik von sich geben. In Deutschland existiert diese Luxus nicht, das kann ein Problem sein. Das Putzen der Nase in der Öffentlichkeit, … Weiterlesen
- Neugeborenen – GelbsuchtIn den ersten Lebenstagen nach der Geburt kann es zu einem Anstieg des Bilirubins im Blut kommen. Diese Stoffwechselprodukt wird dann nicht ausreichend ausgeschieden. Diese Erkrankung war früher Lebensbedrohlich. Heute ist mit Hilfe der modernen Medizin die Behandlung nur noch ein kleine Herausforderung. Die Angst vor dieser Krankheit sitzt tief und die Rituale dagegen … Weiterlesen
- HennaDie Bemalung des Körpers mit Henna ist eine alte Tradition, die vermutlich aus Persien stammt, und sich heute über weite Teile des Orients und Nordafrika verbreitet hat. Beliebt sind Henna-Verzierungen an den Händen und Fußsohlen der Frauen und kleinen Kinder. Eine Frau aus Marokko sagte: „Henna an die Hände des Kindes ist ein Zeichen, dass ihm … Weiterlesen
- SikhismusSikh kann mit Disziplin übersetzt werden. Diese religiöse Gruppe lebt in Nordindien im Punjab, hier werden 75 % des Getreides ,das Indien verbraucht, produziert. Dieser Erfolg wird auch dem Können und dem Fleiß der Sikhs zugeschrieben. Gegründet wurde die Religion 1462 von Guru Nanak. Er wollte Hindus und Moslems auf der Grundlage eines bilderfreien Deismuses … Weiterlesen
- NamensrechtIn Deutschland ist eine Namensänderung schwerlich durchzusetzten… und teuer! Es gibt Ausnahmen: „Ist ein zwangsweise eingeführter Familienname Ausdruck von Verfolgung und Unterdrückung, so kann der ursprüngliche Familienname für den Betroffenen sowie für seine Abkömmlinge durch eine Namensänderung wiederhergestellt werden.“ Dieser Sachverhalt trifft zum Beispiel auf viele Aramäische Familien aus der Türkei zu. Unterlagen und … Weiterlesen
- SchmerzUmgang mit Schmerzen Äußerung über Schmerzintensität sind von der eigenen Lebensgeschichte und von der Gesellschaft geprägt. Für ein deutsches Verständnis äußert sich eine Südeuropäerin viel zu temperametvoll über ihre Schemrzen. Das gilt als unbeherrscht. Ich fand eine Erklärung über diese unterschiedliche Ausdrucksweise, die mir einleuchtend ist. „Ein Trennung in rein somatische oder rein psychische … Weiterlesen
- IslamIch möchte hier ein paar Eigenheiten des Isalm beschreiben, die Abseits der typischen Berichterstattung liegen. Der Vater soll der Erste sein, der das Kind nach der Geburt hält und damit annimmt: „Der Vater des Kindes sollte sich mit dem Gesicht in Richtung Kaaba stellen und seinem neugeborenen Kind den Adhan (Gebetsruf) ins rechte Ohr … Weiterlesen
- ChinaChina ist ein Vielvölkerstaat! Alles hier Beschriebene kenne ich von Frauen aus dem Süden Chinas, die sich zu den Han-Chinese zählen. Die Ernährungsregeln im Wochenbett sind streng: Das Trinkwasser soll erwärmt sein, da die Frau „kühl“ ist und zum Ausgleich viel Warmes zu sich nehmen muss. Die Empfehlung, sie möge reichlich Mineralwasser während der Stillzeit … Weiterlesen
- Allerlei über BauchwehIn den ersten Lebensmonaten leiden Menschen häufig an Verdauungsproblemen, die manchmal zu heftigen Bauchschmerzen führen können. Gegen diese Übel hat man sich manches einfallen lassen: -Heilkräuter Traditionell gibt man in Deutschland Fencheltee (seit 2024 wird die Gabe von wissenschaftlicher Seite abgelehnt, dazu mehr an anderer Stelle), in Russland und den baltischen Ländern geben Familien gerne … Weiterlesen
- 40 Tage RegelEine Schonzeit nach der Entbindung für die Mutter und das Baby ist allgemein üblich. Die typischen 40 tage sind schon eine interessante Zahl. In Griechenland, das heißt in der griechisch Orthodoxen Tradition, sollen die Frauen bis zur Taufe des Kindes nicht in der Dunkelheit das Haus verlassen.Die Taufe findet nicht vor dem 40 Lebenstag statt. … Weiterlesen
- Sauber oder mehrBaden Das erste Bad des Kindes soll bei den Aleviten am 7 Tag sein. Dabei reibt die Mutter oder Großmutter das Kind mit Salz ein, damit es als Erwachsener nicht schlecht riecht. Das Abreiben der Achseln des Kindes mit Salz wird noch ab und an wiederholt. Das Ganze wird sehr gründlich durchgeführt, so dass die … Weiterlesen
- „Schönheit“Helle Haut gilt in vielen Ländern als Schönheitsideal. Die verwendeten Bleichmittel können übelste Nebenwirkungen hervorrufen. Bei afganischen, pakistanischen, indischen und vielen afrikanischen Frauen habe ich den Gebrauch dieser Mittel als selbstverständliches Kosmetikum erlebt.
- Das Färben der BabyaugenIn vielen asiatischen Ländern ist es üblich, die Augen des Babys mit Kajal, Surma oder Kohle zu bemalen. Diesem Ritual wird eine große Bedeutung zugesprochen, um die Sehkraft zu erhalten und die Augen zu schützen. Das Surma ( Sulfit) wirkt antibakteriell und wurde bereits von den Ägyptern als Schutz und zur Behandlung von Augenerkrankungen genutzt … Weiterlesen
- Gripe waterGegen Bauchschmerzen wird Kindern (zum Beispiel in Afganisthan) gerne „gripe water“ verabreicht. Diese Mixtur wurde im 19.Jahrhundert in England als Malariamittel verwendet. 1851 begann William Woodwards die Vermarktung der Mischung als Mittel gegen Bauchkrämpfe bei Babys. Im gesamten britischen Empire wurde Woodward´s Gripe water berühmt. Gripe water enthielt zu dieser Zeit 3.6% Alkohol, Dillöl, Sodium … Weiterlesen
- RäucherbräucheIn Süddeutschland gibt es den Brauch, die Häuser auszuräuchern. Dies soll zum Vertreiben von Geistern und ähnlichem dienen. Man verwendet dazu z.B. Salbei, Fichtenharz, Wacholder, Thymian, Engelwurz, Holunder, Weihrauch oder Myrrhe. Häufig haben die verwendeten Kräuter und Harze eine desinfizierende Wirkung auf die Raumluft, regen das Immunsystem an und können eine sedierende Wirkung auf das … Weiterlesen
- Literaturliste zur MedizinethnologieAndere Länder andere Leiden, Lynn Payer, New York 1989 Cultur Religion and Childbearing in a Multiracial Society; Judith Schott; Alix Henley; Oxford 2001 Das Klimakterium, Wilhelm Braendle, 2005 Stuttgart Der muslimische Patient; Ilhan Ilkilic; Münster 2002 Ethnomedizinische Perspektiven zur frühen Kindheit; Hrg. Christian E. Gottschalk-Batschkus et al.; Berlin 1996 Gebären Ethnomedozinische Persspektiven und neue Wege; … Weiterlesen
- AfghanistanSehr kurze Landeskunde: 98% der Bevölkerung Afganisthans sind Muslime (80% Sunniten, 20% Schiiten). eine vielzahl von Volksgruppe leben in Afghanistan. Neben Dari (persisch) werden viele andere Sprachen gesprochen. Migrationszusammenhänge: Die ersten afghanischen Migranten, ab den 1950-er Jahren, waren vorrangig Geschäftsleute, insbesondere Teppichhändler, sowie Studierende. Seit Beginn des Krieges im Jahr 1979 und den darauf folgenden … Weiterlesen
- deutsche Bräuche und Mythen in der FrauenheilkundeAuch in Deutschland gibt es wilde Vorstellungen und Handlungsanleitungen in der Frauenheilkunde: Hier nur einige teilweise hartnäckige Gerüchte aus der Schwangerenberatung: – Die Haare des ungeborenen Kindes verursachen bei der Mutter Sodbrennen. – Liegt das Kind „auf dem Kreuz“, könnte es Ischiasbeschwerden hervorrufen. Der Ischiasnerv verläuft im Wirbelkanal und tritt seitlich der Wirbelsäule aus. Es … Weiterlesen